Begeisterung bei einer Partnerfirma – die hatte nämlich von einer Kölner Firma ein einzigartiges Angebot erhalten: Mit einer Spezialsoftware wird jeder Besucher der eigenen Website identifiziert und daraus ein Lead generiert, und das für gerade mal eine vierstellige Einrichtungsgebühr und etwas mehr als einen Euro pro Lead!
Zum Glück war der Vertrag noch nicht unterschrieben. Was dort verkauft wird, ist nämlich – ganz vorsichtig formuliert – äußerst grenzwertig:
In der Tat hinterlässt jeder Besucher einer Website seine IP-Adresse. Diese kann man wiederum in die Internetadresse eines Unternehmens umwandeln: Ich weiß also, welche Firma auf meiner Website surfte. Ob man dafür nun unbedingt einen externen Dienstleister benötigt, könnte man vielleicht noch diskutieren.
Was aber auf jeden Fall dem Anbieter bekannt sein sollte und von einem seriösen Dienstleister auch den Kunden kommuniziert werden müsste: Die meisten Firmen nutzen einen Internetzugang (z. B. DSL) eines der großen Anbieter – und das, was dann beim Surfen hinterlassen wird, ist eben nicht die begehrte Adresse unseres potenziellen Kunden, sondern die seines Internetproviders. Der Internetprovider kennt natürlich die Identität des Kunden und gibt sie auch bereitwillig heraus, Sie benötigen dafür allerdings eine richterliche Anordnung.
Sicherlich sieht das mit der Ermittlung von Leads aus einer IP-Adresse bei ganz großen Firmen anders aus: Eine DAX-30-AG hinterlässt sehr wohl eine Spur, die ihr zugeordnet werden kann. Ob sich hinter diesem „Lead“ aber nun der Einkaufsvorstand oder der surfende Azubi verbirgt, das bleibt das große Geheimnis, und der Lead ist dadurch wohl eher unbrauchbar.
Natürlich gibt es auch das eine oder andere mittelständische Unternehmen mit eigener Internet-Infrastruktur. Dieses verfügt dann über eine auflösbare IP-Adresse und ermöglicht tatsächlich, einen interessanten Lead zu generieren. Ob dies aber für eine hinreichende Zahl der Zugriffe auf die eigene Website gilt, sollte durch eine Analyse zuvor sorgfältig geklärt werden.
Ansonsten besteht die Gefahr monatlicher, gesalzener Rechnungen mit der beigefügten Information, dass sich vor allem viele, leider nicht näher bekannte Kunden von Telekom, Arcor & Co. ganz doll für Ihre Produkte interessieren.
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